Europawahl 2019 – Ein Fest der Demokratie

Schon im Jahre 2004 hatten wir in Stockhausen gute Erfahrungen damit gemacht, bei der damaligen Europawahl das Umfeld des Wahllokals dadurch etwas attraktiver zu gestalten, dass wir in den Nebenräumen unserer Stockhauser Begegnungsstätte, die traditionell bei allen Wahlen als Wahllokal fungiert, eine kleine selbstentwickelte Ausstellung zu den seinerzeit im Rahmen der EU-Erweiterung 2004 neu eingetretenen Ländern (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern) präsentiert und mit einem kleinen EU-Quiz verbunden hatten, bei dem es kleinere Geldpreise zu gewinnen gab. Diese Aktion war damals bei den Stockhauser Wähler*innen gut angekommen.

Diese Idee eines interessanten 'Beiprogramms' zum eigentlichen Wahlvorgang wollten wir in Stockhausen auch für die Europawahl im Mai 2019 wieder aufgreifen und noch deutlich weiter ausbauen. Daher organisierten wir rund um das Wahlwochenende (24. bis 26. Mai 2019) auf dem gesamten Innen- und Außengelände unserer Begegnungsstätte ein buntes Europafest. Der Wahltag war dazu mit dem jedes Jahr Ende Mai stattfindenden Backtag des Heimatvereins Stockhausen gekoppelt und mit einem gemeinsam von der ev.-luth. Kirchengemeinde Blasheim und der SELK-Petrusgemeinde Blasheim gefeierten Festgottesdienst eröffnet worden. Anschließend gab es (neben dem natürlich im Zentrum stehenden Wahlbetrieb in der Begegnungsstätte selbst) für die Wähler*innen und Besucher*innen auf dem weiteren Gelände vor Ort bei herrlich schönem Frühlingswetter ein buntes und abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm für Groß und Klein zu entdecken (z. B. Ausstellungen, Musik- und Sportdarbietungen, Spielaktionen, Kinderwahl, ein Tippspiel zur Höhe der Wahlbeteiligung usw.). Die Backgruppe des Heimatvereins sorgte mit frisch im Backhaus gebackenem Kuchen und Brot sowie ein paar kulinarischen "Europa"-Überraschungen für das leibliche Wohl. Höhepunkt am Abend war dann die feierliche Bekanntgabe Tombola-Gewinner*innen sowie natürlich der Höhe der Stockhauser Wahlbeteiligung.

Durch all dies erhofften wir uns, der Europawahl 2019 tatsächlich einen angemessen feierlichen Charakter zu verleihen und natürlich damit auch mehr Stockhauser Wähler*innen als sonst dazu bewegen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Der genaue Programmablauf des gesamten Festwochenendes lässt sich en detail dem folgenden Flyer entnehmen:

Auch wenn wir unsere (utopisch) anvisierte Marke von 80 % nicht ganz erreicht haben, so können sich unsere 74,44 % Wahlbeteiligung (immerhin rund 13 % mehr als der Bundestrend !!!), allemal sehen lassen. Und unsere Konkurrenz aus der Gemeinde Rosendahl (Kreis Coesfeld), die uns im März 2019 zu einem sportlich-freundschaftlichen Duell um die höhere Wahlbeteiligung bei der Europawahl eingeladen hatte (s. dazu auch den entsprechenden Bericht unter "Archiv" auf der vorliegenden Website), haben wir damit tatsächlich geschlagen – wenn auch nur hauchdünn mit 0,11 % mehr Stimmen. Damit werden uns die Rosendahler – wie mittlerweile vereinbart – am 3. Oktober 2019 in Stockhausen besuchen und im Rahmen unseres großen Helferfestes für alle, die sich aktiv in irgendeiner Weise für das Gelingen unseres Europafestes eingesetzt haben, den von ihnen gestifteten Siegerpokal an uns überreichen und anschließend gemeinsam mit uns unser beider tollen Wahlergebnisse gebührend feiern.

Mit diesen beiden sensationell guten Wahlbeteiligungs-Werten in Stockhausen und Rosendahl (der Bundestrend lag bei ca. 61 % Wahlbeteiligung) zeigt sich, dass es sich richtig lohnen, wenn man denn mit Herzblut, Engagement und ein paar kreativen Ideen etwas für die Demokratie in Europa zu tun bereit ist. Auch wenn wir in dem Duell mit Rosendahl am Ende knapp vorne lagen, so sind sowohl die Rosendahler als auch wir – und erst recht Europa – die Gewinner. Von daher auch von dieser Stelle noch einmal unser herzlicher Glückwunsch an unsere Rosendahler Freunde für ihr tolles Wahlergebnis bei der Europawahl. Wir freuen uns schon sehr, unseren gemeinsamen Erfolg im Oktober mit Euch zu feiern!

Doch damit immer noch nicht genug. Das Europawahl-Fest begann – wie man dem allgemeinen Programmplan oben entnehmen kann – bereits zwei Tage vor dem eigentlichen Wahlsonntag, also am Freitag, 24. Mai 2019. An diesem Tag fand nämlich abends um 20 Uhr auf einer riesigen Open-Air-Bühne (140 qm), die die Firma Büntemeyer aus Rahden zwei Tage zuvor auf dem Gelände der Begegnungsstätte Stockhausen aufgebaut und mit professioneller Bühnentechnik ausgestattet hatte, ein großes klassisches "Konzert für Europa" statt, das unter der Gesamtleitung vom Lübbecker Kreiskantor (und Vereinsmitglied) KMD Kantor Heinz-Hermann Grube stand und bei dem neben vier hochkarätigen Gesangssolist*innen (der kurzfristig eingesprungenen Tonje Haugland (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Wilhelm Adam (Tenor) und dem gebürtigen Blasheimer Heiko Schulz (Bass)), das Lübbecker Sinfonieorchester sowie die Kantorei der ev. Kirchengemeinde St. Andreas Lübbecke mitwirkten.

Vorab gab es ab 18 Uhr in der Begegnungsstätte einen Festempfang für alle Stockhauser und Ehrengäste von außerhalb; ab 19 Uhr konnte sich das allgemeine (schließlich bei Konzertbeginn über 800(!) Köpfe zählende) Publikum auf dem Außengelände bei allerlei kulinarischen Genüssen der Stockhauser Back- und Landfrauen sowie einigen externen Anbietern sowie mithilfe des fetzigen musikalischen Vorprogramms der Jazzgroup Lübbecke, die im Stile einer Dixieland-Kapelle mobil von Ort zu Ort auf dem Veranstaltungsgelände umherwanderten, atmosphärisch hervorragend auf das Konzert einstimmen. Es herrschte nach kurzer Zeit regelrechte Volksfeststimmung, die auch das WDR-Fernsehen im Rahmen einer kleinen Live-Reportage für die OWL-Lokalzeit anschaulich wiedergeben konnte.

Auf dem Konzertprogramm selbst, zu dem der Verein auch ein aufwändiges, rund 40-seitiges Programmheft mit ausführlichen Werkeinführungen zu jedem Musikstück des Abends, verfasst vom promovierten Musikwissenschaftler (und stellv. Vereinsvorsitzenden) Dr. Alexander Niemeyer, hatte drucken lassen (s. die zum freien Download verfügbare pdf-Version unten), standen dann sowohl geistliche als auch weltliche Werke, die sich ebenfalls alle mit der Thematik "Europa" in Zusammenhang bringen lassen. So stand der erste, geistlich geprägte Teil unter dem Thema "Frieden" und  begann – nachdem als Auftakt zunächst die Eurovisions-Hymne aus der Feder Marc-Antoine Charpentiers erklungen war –  mit dem Choral/Gebet "Verleih uns Frieden gnädiglich" (MWV A 11) von Felix Mendelssohn Bartholdy. Darauf folgte als Hauptwerk des ersten Teils das "Utrechter Te Deum" (HWV 278) von Georg Friedrich Händel, das 1713 anlässlich des Utrechter Friedens zur Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges entstanden ist. Den Abschluss des ersten Teils bildete der Schlusschor "Dona nobis pacem" aus der h-Moll-Messe (BWV 232) von Johann Sebastian Bach.

Den zweiten, weltlich geprägten Teil unter dem Motto "Freiheit" eröffnete der Walzer "Seid umschlungen, Millionen" op. 443 von Johann Strauss jr., den der seinerzeit in ganz Europa gefeierte Walzerkönig anlässlich der Wiener Musik- und Theaterausstellung 1892 (einer Art Weltausstellung der Künste) geschrieben hat. Im Anschluss daran erklang das Stück "Musikalische EuroPalette", ein eigens für das Sinfonieorchester Lübbecke geschriebenes Medley bekannter Melodien aus ganz Europa, das aus der Feder des Orchestermitglieds Horst Schilling stammt und bei dem im Publikum kleine Fähnchen aller EU-Länder verteilt wurden, die immer dann geschwungen werden sollten, wenn die zum jeweiligen Land passende Musik erklang (am Ende wehte im Publikum ein beeindruckend buntes Meer aus über 800 EU-Fähnchen). Den absoluten Höhe- und Schlusspunkt des Konzerts bildete zu guter Letzt das komplette(!) Chorfinale aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie "Ode an die Freude" d-Moll op. 125, aus dem ja auch die offizielle Hymne der EU "Freude schöner Götterfunken" stammt. Hier vollbrachten alle Musiker*innen auf der Bühne ein wahres Meisterstück, indem sie die ebenso komplexe wie monumentale Musik Beethovens mit einer atemberaubenden Energie musizierten, die im Publikum zu wahren Gänsehaut-Momenten führte.

Dieses absolut außergewöhnliche, höchst eindrucksvolle und – Petrus sei Dank! – bei traumhaften Wetter in wunderschön-idyllischer Natur-Atmosphäre stattgefunde Konzertereignis  war – so darf man wohl sagen – in jeglicher Hinsicht das vermutlich größte kulturelle Ereignis in Stockhausen aller Zeiten! Ein unvergesslicher Abend, der in die Annalen unseres Dorfes (und darüber hinaus) eingehen wird!